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Archive for 14. Oktober 2012

Walter Lippmann brachte 1922 ein Werk mit dem Titel „Public Opinion“ heraus – Titel ist Programm.

Eines der ersten Kapitel behandelt einen interessanten Gesichtspunkt, so schreibt Lippmann hier:

„The only feeling that anyone can have about an event he does not experience is the feeling aroused by his mental image of that event. That is why until we know what others think they know, we cannot truly understand their acts.
[…]
For it is clear enough that under certain conditions men respond as powerfully to fictions as they do to realities, and that in many cases they help to create the very fictions to which they respond.
[…] (W)e must note particularly one […] factor. It is the insertion between man and his environment of a pseudo-environment. To that pseudo-environment his behavior is a response. But because it is behavior, the consequences, if they are acts, operate not in the pseudo-environment where the behavior is stimulated, but in the real environment where action eventuates.
[…]
But when the stimulus of the pseudo-fact results in action on things or other people, contradiction soon develops. […] For certainly, at the level of social life, what is called the adjustment of man to his environment takes place through the medium of fictions. By fictions I do not mean lies. I mean a representation of the environment which is in lesser or greater degree made by man himself.“

Wir leben in einer medial geprägten Welt. Der Mensch neigt zu einer Meinungsbildung basierend auf einem Stereotypendenken, welches ihm permanent vorgezeigt – ja vorgelebt – wird.
Ältere Generationen geben Bilder an nachfolgende Generationen weiter, die teils nicht ihrer ureigenen Meinung entsprechen, sondern ihren Ursprung in dem haben, was wir als Allgemeinheit bezeichnen. Vermutlich wissen die meisten Menschen ihre wirkliche, eigene Meinung auf verschiedenen Levels gar nicht.
Wie auch? Es existiert kein tragender Grund darüber weiter nachzudenken. Gängige Meinung wird weiterhin gängig akzeptiert.
Es ist angenehm und ohnehin hinreichend sich bloß knappe, sofort schlüssige Gedanken zu machen.
Bestimmte, allgemein zulässige Positionen werden übernommen. Die Masse trägt.

Und so falsch kann die Masse nicht – ja niemals – liegen. Oder doch?
Ein Verweis auf die Geschichte der Menschheit ist hier wohl überflüssig.

Vielleicht ist es (wieder) einmal an der Zeit, seine Gedankenkonstrukte zu adaptieren. Unter Umständen bedarf es (wieder) einmal einer Phase des inneren Ausmistens, des inviduellen (weil bewusst individualisierten) Klärens und Aufklärens, um einer allzu gemütlichen Abgeklärtheit entgegenzuwirken.

Der Geist sollte nicht um seine Freiheit betrogen werden. Eine injizierte Meinungshaltung, die ihren Ursprung nicht im eigenen Gedankengut hat, ist nichts ungewöhnliches – Obacht ist also geboten!
Wahre Meinung – Authentizität der eigenen Gedanken – hat ihren Ursprung immer im Geiste: wohlgemerkt, im eigenen Geiste.

Öffentliche Meinung sei hier nicht geschmältert, durchaus jedoch als zu trennend von eigener Meinung zu betrachten…

Hosanna.

LGGF

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